Der gute Mensch von Sezuan
Nach Bertolt Brecht // Premiere 2011
Drei Götter auf der Suche nach guten Menschen in der Ego-Gesellschaft
Drei Götter besuchen die chinesische Provinz Sezuan, einen Ort, der überall sein könnte.
Sie kommen mit dem Auftrag, in einer von Egoismus beherrschten Gesellschaft gute Menschen zu finden.
Doch konfrontiert mit der Zerbrechlichkeit, Härte und Widersprüchlichkeit der irdischen Existenz und der Brüchigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen, ist es den Göttern unmöglich, einen Menschen zu finden, der diesem Anspruch vollkommen gerecht wird.
Zuletzt bleibt nur die Prostituierte Shen Te: Sie muss und will ihre Güte unter Beweis stellen.
Um dem Anspruch der Götter „gut zu sein und doch zu leben“ gerecht zu werden, schlüpft Shen Te in die Doppelrolle ihres imaginären Vetters Shui Ta. Durch seine Rücksichtslosigkeit sichert sie ihr Überleben und kann als Shen Te trotzdem weiter anderen helfen.
Als sie sich jedoch erlaubt, zu lieben, und schwanger wird, fällt es ihr immer schwerer, ihre Doppelrolle aufrecht zu erhalten.
Die Götter, unfähig und unwillig die Situation von Shen Te wahrzunehmen und anzuerkennen, entziehen sich mehr und mehr der Realität in ein Gespinst von Rechtfertigungen, Erklärungen und Selbstbetrug.
Was passiert, wenn Götter sich in feinster Politikermanier aus der Affäre ziehen?
Überwältigt von realer, irdischer Verantwortlichkeit?
In der Illusion, ihrem Auftrag gerecht geworden zu sein?
Wie wirkt sich der Kampf ums Überleben auf das Miteinander aus?
Wo verbleiben die Sehnsüchte und Träume?
Welche Zerrbilder entstehen von diesen im Verhalten untereinander und in den Handlungen?
Bei wem, wie, in welchen Situationen und Begegnungen strahlen sie noch ihre ursprüngliche Reinheit und Kraft aus?
Wo ist die Kraft und das Licht eines jeden verborgen im Augenblick der Desillusionierung und Verdunkelung?
Und wie verkörpert sich das Zutagetreten dieses Lichts?
“Der gute Mensch von Sezuan” - Schauspielerinnen und Schauspieler mit psychischen, geistigen und körperlichen Besonderheiten machten sich unter der Regie von Olga Brandin auf die Suche nach Antworten.
Sie gingen auf eine Reise – ein Brecht’scher Gang in die Tiefe der tragisch-komischen Poetik menschlicher Existenz.